Wasserstraßen und Häfen
Nahezu 600 Kilometer schiffbare Binnenwasserstraßen und multimodale Häfen an Elbe und Saale sichern Sachsen-Anhalts Position als Logistikdrehscheibe in der Mitte Europas. Mittellandkanal und Elbe sorgen dabei für einen Anschluss an die wichtigsten Nordseehäfen und stärken die Hafenhinterlandfunktion des Landes.
Bundeswasserstraßen
Sachsen-Anhalt wird in Südost-Nordwest-Richtung und in West-Ost-Richtung durch schiffbare Wasserstraßen erschlossen und ist damit gleichzeitig in das europäische Wasserstraßennetz eingebunden. Die wichtigsten Bundeswasserstraßen des Landes sind die Elbe in ihrem Mittellauf, der östliche Abschnitt des Mittellandkanals mit dem Wasserstraßenkreuz Magdeburg, der Elbe-Havel-Kanal, die untere Havel-Wasserstraße sowie die Saale bis Bad Dürrenberg.
Die Elbe, das viertgrößte Flussgebiet Europas, durchfließt Sachsen-Anhalt auf einer Länge von knapp 300 Kilometern. Die Bundeswasserstraße ist eine wichtige Hinterlandanbindung an die deutschen Seehäfen. Sie gehört seit 2012 zum Kern des transeuropäischen Verkehrsnetzes und liegt im Korridor „Orient-East-Med“, wobei die Elbe den Korridor „North Sea-Baltic“ kreuzt.
Mittellandkanal
Der rund 320 Kilometer lange Mittellandkanal und der 56 Kilometer lange Elbe-Havel-Kanal zählen zu den wichtigen mitteleuropäischen West-Ost-Wasserstraßen. Der Mittellandkanal hat in Sachsen-Anhalt eine Länge von etwa 62 Kilometern und durchfließt das Land von der niedersächsischen Grenze bis zum Wasserstraßenkreuz Magdeburg. Das fünf Kilometer lange Wasserstraßenkreuz verbindet mit seiner Kanalbrücke und der Doppelsparschleuse Hohenwarthe den Mittellandkanal und den Elbe-Havel-Kanal. Der Mittellandkanal und der Elbe-Havel-Kanal verbinden die wichtigsten Nordseehäfen, einschließlich der westlichen Industriegebiete, mit den Regionen Magdeburg und Berlin.
Die Untere Havel-Wasserstraße hat eine Länge von etwa 148 Kilometern. Die Wasserstraße durchfließt Sachsen-Anhalt auf knapp 28 Kilometern. Die Verbindung ist für die Binnenschifffahrt zwischen Hamburg und Berlin bedeutsam; eine wichtige Rolle spielt sie zudem in der Fahrgast- und Sportschifffahrt. Die Saale durchfließt Sachsen-Anhalt auf einer Länge von rund 173 Kilometern. Sie ist von der Mündung in die Elbe bis Bad Dürrenberg, das entspricht einer Länge von etwa 124 Kilometern, eine Bundeswasserstraße.
Häfen in Sachsen-Anhalt
Der größte Binnenhafen Mitteldeutschlands befindet sich in Magdeburg. Er setzt sich aus drei Gebieten zusammen: dem Kanalhafen, dem Hansehafen und dem Industriehafen. Der Hafen verfügt über ein trimodales Containerterminal, welches kombinierte Transportketten auf der Straße, auf der Schiene und auf dem Wasser ermöglicht. Der Hafen Magdeburg befindet sich in unmittelbarer Nähe der Autobahnen 2 und 14. Die Eisenbahnstrecke Hannover-Berlin verbindet den Hafen mit den großen Seehäfen in Hamburg und Rostock sowie mit den Metropolregionen Halle/Leipzig und Dresden. Darüber hinaus besitzt er einen Anschluss an das europäische Kanalsystem mit Verbindung zur Ostsee via Stettin/Lübeck sowie zu den Häfen in Bremen und Hamburg.
Der Hafen Haldensleben liegt am Mittellandkanal. Er verfügt über einen ganzjährigen vollschiffigen Anschluss und ein trimodales Containerterminal. Durch seine verkehrsgünstige Lage an den Autobahnen 2 und 14 sowie einer eigenen Gleisanlage mit direkter Anbindung an das Schienennetz der Deutschen Bahn erfüllt er in Sachsen-Anhalt eine wichtige Hafenhinterlandfunktion.
Der Elbehafen Aken ist ein Knotenpunkt für Binnenschifffahrt, Bahn und Lkw. Sein trimodaler Containerterminal ist an das Schienennetz der Deutschen Bahn sowie an die Autobahnen 9 und 14 angebunden. Einen Schwerpunkt des Hafens bildet der Schwergut- und Projektladungsverkehr mit der höchsten stationären Tragkraft von 270 Tonnen Gewicht und dem kombinierten Umschlag von bis zu 600 Tonnen.
Der Industriehäfen Dessau-Roßlau und Halle-Trotha bieten trimodale Anschlüsse, die Transportketten per Schiff, Zug und Lkw ermöglichen. Ebenso wie die vorgenannten Häfen verfügen sie über eine ausgezeichnete Anbindung an das Bundesfernstraßennetz sowie an leistungsfähige Eisenbahnstrecken.
Gesamtkonzept Elbe
Die Landesregierung strebt eine bessere Verteilung des Güteraufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel (Modal-Split) zugunsten des Schienen- und Binnenschifffahrtstransportes an. In diesen Bereichen steckt ein erhebliches Steigerungspotential, welches vor dem Hintergrund stetig wachsender Warenströme einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt. Bedeutsame Weichenstellungen stellen in diesem Zusammenhalt das Gesamtkonzept Elbe sowie der Masterplan Binnenschifffahrt der Bundesregierung dar.
Mit Gesamtkonzept Elbe, das im Januar 2017 verabschiedet wurde, zielen die Elbanliegerländer auf eine Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt im Elbkorridor. Im Zuge des Gesamtkonzepts haben die Länder Hamburg, Sachsen-Anhalt und Brandenburg die Studie „Elbe 4.0 – Digitalisierung des Elbkorridors“ in Auftrag gegeben. Dadurch konnten mögliche Maßnahmen zur Stärkung der Binnenschifffahrt identifiziert werden. Die Studie soll als strategischer Leitfaden für zukunftsweisende Projekte dienen, die Umwelt und Infrastruktur entlasten und gleichzeitig den wachsenden Anforderungen der Transport- und Logistikwirtschaft gerecht werden.
Mit dem im Mai 2019 vorgestellten Masterplan Binnenschifffahrt hat die Bundesregierung darüber hinaus ein Konzept zur Modernisierung der Binnenschifffahrt in Deutschland vorgelegt. Es umfasst fünf Schwerpunkte. Neben der Schaffung einer bedarfsgerechten Infrastruktur sollen Schiffe effizienter und emissionsärmer, die Digitalisierung vorangetrieben, multimodale Transportketten gestärkt und mehr Fachkräfte gewonnen werden. Mit den Maßnahmen soll der Gütertransport auf Binnenschiffen gestärkt werden.